TEACCH Ansatz

Kurzinformation: „TEACCH“ (Anne Häußler 8/2000)

TEACCH ist keine bloße Therapiemethode. Der Name „TEACCHsteht für „Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped CHildren“ und ist die Bezeichnung für das staatliche Autismus-Programm im US Bundesstaat North Carolina.

Dahinter verbirgt sich ein Netzwerk aus Einrichtungen, die in enger Zusammenarbeit mit den Familien von Betroffenen und anderen Dienstleistungsträgern eine lebenslange Förderung und Begleitung von Menschen mit Autismus bereitstellen. Die Aufgaben des TEACCH Programms umfassen neben Diagnostik, Förderung und Beratung auch wissenschaftliche Forschung sowie die Ausbildung von Fachleuten, die im Autismusbereich arbeiten.

Das TEACCH Programm ist keineswegs neu – seine Anfänge gehen in die 60er Jahre zurück; seit 1972 existiert es als feste Institution in North Carolina. Das im Rahmen dieses Programms entwickelte pädagogisch-therapeutische Konzept orientiert sich an folgenden Grundprinzipien:

Ø Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse über Autismus

Ø Auf den Einzelfall zugeschnittene Hilfen

Ø Zusammenarbeit mit den Eltern/Familien

Ø Einbeziehung unterschiedlicher (wissenschaftlich fundierter) Methoden

Ø Ganzheitliche Sichtweise

Ø Förderung auf der Basis einer Diagnostik, die versucht, das Verhalten des Kindes/Erwachsenen zu verstehen

Ø Ansetzen an den Stärken

Ø Verhaltenssteuerung durch den Versuch, Verhaltensregeln einsichtig zu machen

Das Ziel ist die größtmögliche Selbstständigkeit und Maximierung der Lebensqualität für Menschen mit Autismus. Es werden ganz individuelle Wege beschritten, um den Betroffenen ein sinnerfülltes und eigenständiges Leben zu ermöglichen.

Das methodische Vorgehen basiert auf entwicklungspsychologischen und kognitivverhaltenstherapeutischen Konzepten. Ausgehend von den nachgewiesenen Besonderheiten in der Art, wie Menschen mit Autismus Reize aus der Umwelt verarbeiten, werden in der pädagogischtherapeutischen Arbeit vielfältige Formen der Strukturierung eingesetzt, um ein Lernen und Verstehen zu ermöglichen. Struktur hilft Zusammenhänge zu erkennen, Ereignisse vorhersehbar zu machen, Abläufe und Anforderungen zu durchschauen.

Dies setzt natürlich voraus, dass der/die Betroffene die Struktur auch erkennt! Um die Struktur zu verdeutlichen und zu vermitteln, nutzt man es aus, dass viele Personen mit Autismus Informationen besser aufnehmen, wenn sie diese sehen und nicht nur hören. Daher werden alle denkbaren Formen visueller Darstellung genutzt (z.B. Bilder, Gegenstände, Markierungen, Schilder). Klare und für die jeweilige Person verständliche Strukturierungshilfen in bezug auf Raum, Zeit, Aufgabenstellung und Material können Menschen mit Autismus nicht nur Orientierung und Sicherheit bieten, sondern ihnen auch Wege zum eigenen Handeln eröffnen. Insofern, als Strukturierung allen Beteiligten einen Bezugsrahmen bietet, ermöglicht sie vielfach erst einen Austausch und damit Kommunikation.

Die Methode des Structured Teaching, also der Förderung des Verstehens und der Selbständigkeit durch strukturierende Hilfen, ist unabhängig vom geistigen und sprachlichen Niveau der Betroffenen, da die Hilfen individuell gestaltet und an die jeweiligen Fähigkeiten und Bedürfnisse der einzelnen Personen angepaßt werden. Sie hat sich in vielen verschiedenen Situationen des Lebens und Lernens bewährt (z.B. Schule, Wohngruppe, Arbeitsplatz, Familie).

Neben dem Bemühen, uns und unsere Welt dem Menschen mit Autismus gegenüber verständlicher zu machen, wird selbstverständlich auch großer Wert darauf gelegt, dem Betroffenen Wege und Möglichkeiten zu eröffnen, sich uns mitzuteilen. Die Suche nach individuellen Wegen zu effektiver Kommunikation stellt daher einen Kernpunkt im TEACCH Konzept dar.

Mag. Patricia Weibold & Mag. Sonja Metzler